Im Jahre1868 paarte Lord Tweedmouth einen gelben Labrador-Retriever mit welligem Fell mit einem heute ausgestorbenen Tweed-Water-Spaniel. Zwischen 1868 und1890 züchtete Lord Tweedmouth diese Linie sorgfältig weiter. Er kreuzte einen weiteren Tweed Water-Spaniel ein, zwei schwarze Retriever, weiters einen Irischen Setter und einen sandfarbene Bluthund.
Im Jahre 1913 wurde der Golden Retriever vom britischen Kennel Club, der deshalb als zuchtbuchführender Verband fungiert, als eigene Rasse anerkannt und gewann in der Folge v. a. in England und den USA rasch an Popularität. Etwa zu Beginn der 1980er Jahre begann die Rasse auch auf dem europäischen Kontinent verstärkt Fuß zu fassen, bis sie zu Beginn der 1990er einen regelrechten Boom (mit all seinen negativen Begleiterscheinungen) erfuhr. Im deutschsprachigen Raum ist der Golden Retriever heute häufig anzutreffen. Daneben ist er v. a. in den skandinavischen und den Benelux-Ländern als Haushund weit verbreitet. Doch auch in Frankreich, und eingeschränkt auch im süd- und neuerdings auch osteuropäischen Raum, finden sich heute Golden Retriever.
Der Golden Retriever hat sich in einigen anderen europäischen Ländern zur beliebtesten Retriever-Rassen entwickelt. Dies verdankt er einer Reihe von Eigenschaften, wie sie in dieser Kombination bei kaum einer anderen Rasse beobachtet werden.
Der Golden Retriever hat ein ausgeglichenes Temperament; er ist nicht hektisch oder nervös, aber auch nicht zu ruhig oder gar lethargisch, sondern er ist lebhaft und fröhlich und passt sich allen Alltagssituationen mit viel Gelassenheit und Unerschrockenheit an. Er geht mit Begeisterung auf viele "Beschäftigungen" ein, ist sehr bewegungsfreudig und oft auch noch als alter Hund verspielt. Er ist sehr anhänglich und liebt es, an allen Aktivitäten seines "Menschenrudels" teilzuhaben. Je stärker er in das Familienleben integriert wird, um so mehr schließt er sich "seinen" Menschen an und ordnet sich gern ein und unter.
Mit seiner hohen "Gehorsams- und Ausbildungsintelligenz" gehört er zu den besonders leicht erziehbaren Hunden: er lernt die meisten Befehle bereits innerhalb kürzester Zeit. Intensive Arbeit mit dem Hund bewirkt eine enge Bindung zwischen ihm und seinem Besitzer. Dadurch entsteht sein Drang, es seinem Besitzer immer recht machen zu wollen, sein "will to please".
Seine Anhänglichkeit bedeutet aber auch Sensibilität. Er braucht verständige Zuwendung und engen Kontakt zur Familie.
Die Familie ist sein Rudel, von dem er sich nicht trennen möchte.
Dank seiner "Führigkeit", dank seiner Toleranz, seiner Kinderfreundlichkeit und seines besonders gutmütigen Wesens wird er oft als der ideale Familien- und Anfängerhund bezeichnet. Damit er in den Händen eines Nicht-Jägers seinen Jagdtrieb nicht beim Wildern in Feld und Wald auslebt, sollte mit ihm gearbeitet werden. Er liebt es zu apportieren, er eignet sich als Blinden- oder Rettungshund, er wird als Lawinen- oder Drogensuchhund eingesetzt.
Das für jeden Retriever typische Hobby trifft natürlich auch auf den Golden zu, nämlich Wasser. Golden Retriever lieben es zu schwimmen und wenn man ihnen die Wasserapporte beibringt, kann man ihr Hobby und gemeinsames Training miteinander verbinden.
Der rassetypische, muskulöse, kräftige Körperbau des Golden kann nur durch viel Bewegung erreicht und erhalten werden. Ein Retriever verlangt aber nicht nur nach Bewegung: auch seine hohe Intelligenz möchte gefordert sein. Wenn die täglichen Spaziergänge mit gewissen Herausforderungen gewürzt werden, wenn dabei Gehorsams- und Apportierübungen einfließen, dann fühlt er sich erst richtig wohl. Andernfalls kann der Golden Retriever unterfordert und unausgeglichen sein.
Die Begeisterung, die er erkennen lässt, wenn er merkt, dass der Spaziergang naht, die Dankbarkeit, die aus ihm strahlt, lässt dem Besitzer den Gang nach draußen auch bei Wind und Wetter nicht als Pflichtübung erscheinen.